Sagen und Legenden in Archenwall und Trutz: Unterschied zwischen den Versionen

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zum Hühnergott und häng ihn auf.
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Aktuelle Version vom 15. März 2020, 21:35 Uhr

Sagen und Legenden von Archenwall und Trutz

Der jüngere Bruder des Zweitgeborenen

Korn für Korn rieselte der Sand im Stundenglas des ersten Heerführers hinab. Jeden Morgen, zur selben Zeit, schob er den Stuhl an seinem Schreibtisch zurück und stellte sich an das offene Fenster um den Morgen zu grüssen und der aufgehenden Sonne seinen Respekt zu erweisen. Er hegte die vage Hoffnung, dass die Sonne im Gegenzug gleichwohl den Gefallen erwidern und seinen Tag segnen würde. Über Jahre hinweg begonnen sie die ersten Stunden gemeinsam und das Geschäft des Krieges lief ihm gut von Hand.

Doch wie es das Schicksal wollte sollte sich dies mit der Ankunft des jüngsten Sohnes aus der Familie von Trutz ändern. Geboren im Haus des Adels kennen es diese Kinder nicht anders, als das sich um sie herum alles fügt, wie es von Ihnen gewünscht wird. Dieser Junge hatte viel Gutes im Leben genossen. Es begann mit der besten Amme, die man im Land finden konnte, über die feinsten Kleider aus dem Süden und gipfelte wohl mit dem Versprechen seines Vaters seine Liebe frei wählen zu dürfen, denn nur die beiden älteren Söhne mussten eine reiche Mitgift heiraten. So wogte sein Leben dahin wie der Trutzer See, reich und voller Fisch, für ungeübte Segler beherrschbar, ohne jegliche Wildheit. Niemand konnte sagen was seinen Charakter so sehr verdarb, dass er glaubte über Untergebene gebieten zu können wie der Ganter über die Enten. Seine Hebamme sollte später sagen er wurde so geboren, voller Missgunst und Hass im Herzen, ohne die Freuden des Lebens annehmen zu können. Wäre er doch nur gleich ertränkt worden, wie so viele vor ihm.

Nun möchte ich Euch erzählen, was geschah als dieser unglückbringende Sohn am frühen Morgen in vollkommener Dunkelheit seinen Fuss auf die Schwelle der Kaserne setzte und seine Faust auf dem rauhen Holz der eisenbeschlagenen Tür ein ums andere Mal niedergehen lies.

Des Schlafes beraubt schlich der alte Heerführer zur Tür und wurde umgestossen, als die Tür aufgedrückt wurde und der junge Adlige an ihm vorbei rauschte. Der Heerführer folgte und erstattete Bericht, ohne den Sohn zufriedenstellen zu können. Jede Antwort zeitigte mehr Fragen und jede Frage, die neu gestellt wurde, entlarvte das Kind des Barons als fehlbar und in den Kriegskünsten ungeschult. Worte des Streits und der gegenseitigen Anschuldigung drangen an die Ohren der jungen Soldaten, die ihre Patrouille auf dem Vorhof drehten.

Der alte Heerführer hatte genug von den Vorschlägen, hätten sie doch nur das Leben guter Männer vergeudet. Er beachtete seinen Gast nicht weiter und öffnete die Fenster um durch zu atmen und wie jeden Tag die Sonne zu begrüssen. Hinter ihm kochte der Baronssohn vor Wut und zog seinen Dolch, um den Heerführer den Respekt zu lehren, den er verdient zu haben glaubte. Die Sonne war bereits aufgegangen und der Heerführer seufzte als er merkte, dass er es am heutigen Morgen versäumt hatte, den Gruss zu entbieten. Es schmerzte ihn so sehr als er seines Fehlers gewahr wurde, dass er das Eindringen des Dolches kaum noch bemerkte. Dann hauchte er sein Leben aus, während sein Mörder die Sonne grüsste.

Es kamen Jahre in denen wir Kampf um Kampf verloren, denn nicht jede Geschichte kann gut enden. Vor allem dann nicht, wenn ein solches Kind sein Unglück in die Welt getragen hat.

Der heilige Friedbert von Bidingen

Es waren damals seltsame Tage. Man erzählt sich die Tauben wären mit den Adlern gemeinsam am Himmel geflogen und hätten Mäuse auf den Feldern gejagt. Die Hunde wären ins Meer gesprungen um mit den Fischen um die Wette zu schwimmen und die Schnecken gruben sich tief in die Erde um fortan das Tageslicht zu meiden. In dieser Zeit geriet alles durcheinander. Es stürmte im Sommer, der Herbst war unerträglich heiss, die Bachblumen erblühten im Winter und verdorrten im Frühling.

Verzweiflung war der Wegbegleiter dieser Zeit und viele suchten ihr Glück an anderen Orten bis eines Morgens auf dem Marktplatz von Bidingen ein Mann in schlichten Leinenkleidern seine Stimme hob. Er sprach zu den Menschen. Sprach davon sich nicht in das Schicksal zu ergeben, an der Hoffnung festzuhalten und Mut in Ihren Herzen zu suchen. Die Menge der Bidinger atmete die Worte geradewegs tief in ihre Lungen. Ein Mädchen aus der Menge begann zu tanzen als sich der Gedanke erhob das Schicksal selbst abzulehnen und neu zu formen. Der Hufschmied des Dorfes hob das Kind in die Höhe als es auf den Mann in den Leinenkleidern deutete und rief: “Seid unser Ritter im armen Gewand. Ihr braucht ein Schwert! Ein Ritter braucht ein Schwert!”.

Die Menschen von Bidigen konnten diesem Gedanken nicht mehr entfliehen und jeder von Ihnen brachte etwas um dem Ritter ein Schwert schmieden zu können. So kamen Gabeln, Löffel, Gürtelschnallen, Gewandnadeln und allerlei anderes Kleinod zusammen und der Schmied Tat sein Werk. Die Menschen umringten ihn, während er das erste und letzte Schwert seines Lebens schuf. Gesegnet mit den Wünschen der Bidinger Bürger überreichten sie dem Mann, den wir heute als Friedbert von Bidingen kennen, dieses Schwert und jubelten ihm zu. Derart gerüstet zog er in das Landesinnere um den Quell des Übels an der Wurzel zu packen und es zu zerschlagen. Vier Monde sollte es dauern, bis er zurückkehren sollte. Gewandelt erlebte man ihn. Etwas hatte ihm die Stimme genommen, seine Haut war gealtert und die Augen trüb geworden. Das Schwert erhoben nickte er den Menschen still zu und gab es in die Obhut des Schmieds. Dann kehrte er Bidingen den Rücken und suchte die Einsamkeit. Die Bidinger blieben ratlos zurück und sollten nie erfahren was geschehen war, doch der Fluch über dem Land war gebannt. Noch heute können wir in der Mitte des Brunnens auf dem alten Marktplatz das Schwert sehen, welches die Bürger dort in Gedenken an Friedbert von Bidingen auf stellten. Desjenigen, der seine Stimme und Jugend gab, um alle anderen zu retten.

Noch heute singen in Bidingen die Mädchen am ersten Tag der Sonne im Juli in Gedenken an den Heiligen den Reim vom Ritt.

Und Friedbert machte den weiten Ritt,

Die Sternlein sprachen sie reisen mit.

Zum Wald, zum grausamen Wald.

Uns Friedbert kehrte nun nimmer zum Haus,

denn etwas brannte ihm die Äuglein aus.

Im Wald, im grausamen Wald.

Die Kikimora

Die Kikimora ein Wesen der Nacht. Es zieht über das Land und sucht die glücklichen und friedlichen Familien heim. Das alte Volksgedicht zeigt, wie man sich gegen sie schützen kann. Ein Hühnergott ist ein Stein, mit einem Loch darin. Dieses Loch darf nicht hinein gebohrt oder geschlagen werden, sondern der Stein muss so in der Natur gefunden werden. Hängt man den Stein an einem Band auf, schützt er das Haus vor der Kikimora. Er verhindert das die Menschen die sie sehen erblinden, Unglück über die Familie gebracht wird und andere schlimme Dinge passieren. Die Herkunft der Kikimora ist unbekannt, aber manche meinen sie stamme aus dem Sommerwald.

Wenn des Nachts der Wind verstummt,

ihre Augen unvermummt.

Wenn das Böse auf dem Boden scharrt,

und die Küchendiele knarrt.

Wenn Sie stetig ihre Fäden spinnt,

und jeglich Glück sofort zerrinnt.

Wenn es dir die Hühner stiehlt,

und mit jeder Hoffnung spielt.

Dann steht auf und lauf,

zum Hühnergott und häng ihn auf.